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"Ich bin zum Glück nicht mehr so wichtig"

Alle Maschinen laufen auf Hochtouren, emsige Mitarbeitende an jeder Ecke, hochkonzentriert bei der Arbeit. Das ist der erste Eindruck, wenn man dieser Tage die Stöcklin Möbel AG im basellandschaftlichen Aesch besucht. Nimmt man den Lift in die Büroetage, ist es dort nicht weniger geschäftig, wenn auch Monitore und Tastaturen naturgemäss weniger Lärm als die Holzbearbeitungsmaschinen in den unteren Etagen machen. Wir treffen Dani Hofer, Inhaber und Geschäftsführer des Familienbetriebs in dritter Generation, zum Kaffee und zu einem Werkbesuch in einer Unternehmung mit Vorwärtsdrang.

 

Die Büroräume bei der Stöcklin Möbel AG sind hell, grosszügig, von Holz und Glas dominiert. Sie reihen sich rund um die modernen Ausstellungsküchen, die von Endkunden und Handelspartnern aus der ganzen Schweiz gerne zur Beratung genutzt werden. Dort, wo die Firma auf ihre Kunden trifft, fühlt sich Dani Hofer sichtlich am wohlsten.

Das Erste, was einem auffällt, ist, wie die gesamte Firma unter Hochdruck arbeitet:

Dani Hofer: «Das ist so. Zum einen läuft die Produktion voll ausgelastet und wir nähern uns dem Jahresende. Dazu kommt, dass wir Anfang 2023 mit einer neuen ERP-Software starten, mit der wir unseren kompletten Betrieb, von Materialwirtschaft, Produktionssteuerung bis zu den Finanzen managen werden. Das betrifft dann halt praktisch jeden Betriebsteil.»

 

Eine solches Projekt ist eine Herkulesaufgabe.

«Trotzdem musste es sein. Wir sind über die letzten Jahre stetig gewachsen und haben aus der alten Software bereits das Maximum herausgeholt. Das ist auch die Krux des Ganzen. Das Wachstum lässt einem kaum Zeit für solche Grossprojekte und das nicht mehr adäquate System unterstützt die Prozesse nicht so, wie es optimal wäre. Alleine hätte ich allerdings den Mut dazu nicht gehabt.»

 

Wieso hast du den Schritt trotzdem gemacht?

«Weil ich wusste, dass mich die Mitarbeitenden dabei unterstützen. Die Situation war uns allen schon lange bekannt, trotzdem habe ich sie auf einer langen gemeinsamen Autofahrt an eine Messe mit unserem Leiter Entwicklungsprojekte nochmals intensiv durchgesprochen. Auf der Rückfahrt haben wir dann entschieden, es anzugehen. Massgebend war für mich, dass wir neben den Fähigkeiten auch die Energie und das Engagement in der Firma haben, so etwas anzugehen.»

 

Es liegt also nicht alles auf deinen Schultern?

«Gott sei dank nicht! Ich habe in den letzten Jahren eine Geschäftsleitung aufgebaut, in der jeder in seinem Fachbereich wesentlich besser ist als ich. Das war eine bewusste Entscheidung, die sich ausgezahlt hat.»

 

Eine grosse Entscheidung in einem Familienbetrieb!

«Für eine moderne Unternehmung unserer Grösse eigentlich nichts Besonderes. Für unseren Familienbetrieb schon. Zu Zeiten meines Grossvaters waren wir eine Möbelschreinerei, wenn auch eine grosse. Meine Eltern haben daraus einen handwerklichen Industriebetrieb gemacht, allerdings immer noch mit einer sehr zentralen, auf sie beide ausgerichteten Führungsstruktur.»

 

Wie ist das zu verstehen?

«Meine Mutter Käthi war jeden Tag in der Woche die erste und letzte im Betrieb, am Wochenende oft die einzige. Alle wichtigen Entscheidungen traf sie selbst, ja am liebsten hätte sie sogar alles selbst gemacht. Im Betrieb unten war es mein Vater Gusti, der praktisch alle Führungsarbeiten übernahm.»

 

Ein klassisches Geschäftsführer-Modell alter Schule.

«Und heute haben wir ein Geschäftsleitungs-Modell. Ein starkes Gremium aus lauter Fachleuten, die ihre Bereiche leiten, wichtige Entscheidungen vorbereiten und zur Diskussion stellen. Entschieden wird dann gemeinsam.»

 

War es vorher nicht einfacher für dich, Entscheide direkt zu fällen?

«Einfacher und schneller nur auf den ersten Blick. Die Vorbereitungen und Diskussionen sind zwar aufwändig und manchmal auch mühsam. Die Resultate daraus sind aber langfristig betrachtet viel nachhaltiger. Vor allem profitieren wir von der Expertise aller und die Entscheide werden von allen mitgetragen. Den aufwändigeren Weg gehe ich übrigens auch in eine andere Richtung. Als Mehrheitsaktionär könnte ich es mir mit dem Verwaltungsrat relativ einfach machen. Trotzdem bereite ich die Sitzungen akribisch vor und habe auch Externe ins Gremium geholt. Das gibt einfach eine breitere Basis.»

 

Du setzt also intern auf Vernetzung. Wie hältst du es gegenüber Aussen?

«Das Verhältnis zu unseren Partnern ist mir sehr wichtig. Auch hier kann und will ich nicht alles selbst machen und bin sehr froh, dass es mir gelungen ist, die richtigen Leute dafür zu uns zu holen. Vor allem weil wir das Thema Partnerschaft in Zukunft noch weiter ausbauen wollen.»

 

Wie muss man sich diesen Ausbau von Partnerschaft vorstellen?

«Stöcklin hatte unter anderem so grossen Erfolg, weil es uns meistens sehr schnell gelungen ist, auf neue Trends oder Anforderungen des Marktes zu reagieren. Trotz allem war es immer ein Reagieren. Wir tragen schon länger den Gedanken mit uns herum, hier in eine aktivere Rolle zu treten. Agieren, statt Reagieren. Es ist noch zu früh, um dies konkret auszuformulieren, doch dies wird im neuen Jahr ein Fokus unserer Weiterentwicklung werden. Unsere Partner können sich auf etwas freuen…»

 

 

Ein sichtbar grosser Schritt war bereits der neue Auftritt im Internet und der neue Katalog im letzten Jahr.

«Zwei grosse Projekte, die meine Schwester Sarah in die Hand genommen hatte. Der Auftritt ist nun frischer, modernen und wesentlich kundenorientierter.»

 

Mit Sarah hast du dir nach dem Ausscheiden deiner Mutter wieder ein Stück Familie in die Firma geholt.

«Auch damit ist gewährleistet, dass Stöcklin eine Familienfirma bleibt. Sarah kam als Quereinsteigerin und hat sich mit dem gleichen Elan in die Materie eingearbeitet, wie sie früher in der Spitzengastronomie tätig war. Mittlerweile leitet sie den Innendienst und das Marketing. Eine echte Verstärkung für uns.»

 

Du hast in den letzten sieben Jahren als Geschäftsführer viel angestossen und erreicht. Wie kommst du zur Ruhe, wo holst du dir die Energie?

«Meine Basis ist die Familie: meine Tochter und meine Frau. Sie hält mir den Rücken frei und bringt mich dazu, auch immer mal wieder einen anderen Blickwinkel einzunehmen. Auf die Firma, aber auch auf die generellen Prioritäten im Leben. Dann pflege ich auch noch mein grosses Hobby, den Wein. Ich besuche gerne Winzer, bereise Weinregionen und bin in einem privaten Weinclub aktiv. Und wo Wein ist, ist gutes Essen auch nicht weit!»

 

Herzlichen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!